Ein Beitrag von Fellow Susanne Ferch (Fellowklasse 2020-2022)
Das Projekt „MSA-läuft bei Dir“ ist mir erstmals kurz nach Beginn meines Felloweinsatzes, im Sommer 2020 begegnet, als Fellows des 2019er Jahrgangs bei einem jahrgangsübergreifenden Fellow-Nachmittag für die Mitarbeit am Projekt geworben haben.
Ein Projekt wie “MSA- läuft bei Dir!” ist für Schüler:innen unserer Einsatzschulen eine einmalige Gelegenheit, sich mit ihnen vertrauten Personen (den Fellows) kostenfrei und in einer stressfreien Atmosphäre auf die für sie so wichtigen schriftlichen Prüfungen für den Mittleren Schulabschluss vorzubereiten. Anders als bei anderen, externen Lernangeboten kann bei “MSA-läuft bei Dir!” viel intensiver auf die individuellen Bedürfnisse der Schüler:innen eingegangen werden. Für die Schüler:innen stellt die Präsenz der ihnen vertrauten Fellows zudem einen wichtigen Motivationsfaktor dar. Das hat mich von Anfang an am Projekt gereizt.
Als vorerst einzige Fellow des noch neuen 2020er Jahrgangs meldete ich mich für die Mitwirkung am Projekt und begleitete fortan den Planungs- und Organisationsprozess der 2019er, die das Lerncamp für ihren Abschlussjahrgang 2021 umsetzten. Schnell war mir klar, dass ich das Projekt auch in meinem zweiten Einsatzjahr mit meinen eigenen Schüler:innen umsetzen wollte, weshalb die Teilnahme an einem ersten Durchlauf für mich besonders gewinnbringend war.
Nach Monaten des intensiven Planens kam für das Projektteam dann die bereits gefürchtete Hiobsbotschaft: Die schriftlichen Prüfungen für den Mittleren Schulabschluss werden, wie auch schon im Jahr zuvor, coronabedingt abgesagt. Keine schriftlichen Prüfungen, kein “MSA-läuft bei Dir!” 2021.
Ich war nun umso motivierter, das Projekt in meinem zweiten Einsatzjahr, mit Fellows meines Jahrgangs, umzusetzen und die Lernferien nach zwei Jahren Zwangspause, endlich wieder stattfinden zu lassen. Also begann ich zu Beginn meines zweiten Einsatzjahres (Sommer 2021) damit, Fellows für die Teilnahme am Projekt zu gewinnen. Ich fühlte mich nicht von Anfang an wohl in der Rolle der „Projektleiterin“, doch ergab sie sich ganz natürlich daraus, dass ich das Projekt in meinen Jahrgang hereingetragen habe. Schon bald waren wir eine Gruppe von über zehn Fellows, die die Idee, ihre Schüler:innen mit einem kostenfreien Lernferien-Angebot zu unterstützen.
Die aktuelle Projektgruppe konnte in vielerlei Hinsicht von der Arbeit der Fellows aus den Vorjahren profitieren. So war bereits ein großzügiges Budget bewilligt, welches uns von der Beisheim Stiftung zur Verfügung gestellt wurde. Außerdem hatten die Fellows des Vorjahres bereits Arbeitsmaterialien, wie Kugelschreiber, Taschenrechner und Geodreiecke besorgt sowie eigens Schreibblöcke und Stoffbeutel für alle teilnehmenden Schüler:innen mit dem “MSA – läuft bei Dir!” Logo anfertigen lassen.
Wir trafen uns nun regelmäßig mindestens einmal im Monat, coronabedingt ausschließlich digital, mal in der großen Runde, mal in den Planungskomitees, dem Orga-Team und dem Inhalte-Team. Das Orga-Team war unter anderem verantwortlich für die Beantragung der Projektträgerschaft bei Pro Fellow e.V., der Suche nach einer geeigneten Location und die Gestaltung des Info- und Anmeldeprozesses. Das Inhalte-Team kümmerte sich um die Erstellung von geeignetem Unterrichtsmaterial und machte sich Gedanken zum Rahmenprogramm der Lernferien. Die gemeinsame Zeit sollte schließlich auch Spaß machen und die Schüler:innen als Gruppe zusammenwachsen.
Meine Arbeit bestand in dieser Phase insbesondere darin, die Gruppe zusammenzuhalten, immer wieder zu motivieren und Meetings zu organisieren. Denn: Neben den alltäglichen Aufgaben eines Fellows, zusätzlich ein großes Projekt zu organisieren, ist eine Herausforderung.
Obwohl es viele von uns nicht für möglich gehalten hätten, mussten auch wir uns im Februar 2022, also knapp zwei Monate vor Beginn der Lernferien, mit einer „quasi-Absage“ der schriftlichen Prüfungen auseinandersetzen. So sollten die zentralen und vergleichenden Arbeiten zwar geschrieben werden, jedoch nicht als Prüfungsleistung, sondern als Klassenarbeit gewertet werden. Für viele Schüler:innen bedeutete diese Ankündigung erstmal: Die schriftlichen Prüfungen fallen wieder aus! Viel Überzeugungsarbeit, bei der uns auch Lehrkräftekolleg:innen an den Schulen unterstützt haben, war nötig, um den Schüler:innen zu verdeutlichen, dass eine Teilnahme an einem freiwilligen Lerncamp auch unter den veränderten Gegebenheiten sehr sinnvoll ist. Und es funktionierte. Die Anmeldungen übertrafen unsere Erwartungen und insgesamt 66 Schüler:innen von 6 Berliner Schulen hatten Lust, ihre Ferienzeit zum Lernen zu nutzen.
Ich denke, alle teilnehmenden Schüler:innen sowie alle in das Projekt involvierten Fellows können stolz auf sich sein, unter den anhaltenden Coronabedingungen in diesem Jahr wieder ein erfolgreiches Lerncamp “MSA-läuft bei Dir!” ermöglicht zu haben. Das Projekt ist mittlerweile Tradition in der Region Berlin und wird hoffentlich auch in kommenden Jahren wieder für besondere Momente und empowerte Jugendliche sorgen.