Für das Leben von morgen lernen: Was sind Zukunftskompetenzen?

Welche Fähigkeiten bereiten Kinder und Jugendliche auf ihre Zukunft vor? Auf diese Frage gibt es viele unterschiedliche Antworten. Jedoch ist eines gewiss: Deutsch, Mathe, Englisch & Co. alleine sind keine ausreichende Vorbereitung auf das Berufsleben und auf die Anforderungen einer globalisierten und digitalisierten Welt. Vielmehr brauchen Kinder und Jugendliche einen breiten Fächer an Fähigkeiten – auch Lernkompass genannt – mit dem „selbstständig durch unbekanntes Terrain navigieren“ können. So formuliert es zum Beispiel die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD).

Warum reichen fachliche Kompetenzen nicht mehr aus?

Die Hauptstädte der Welt zu kennen oder das große Einmaleins ist wichtig. Aber Lernen heißt heute mehr, als nur zu wissen. Es heißt, angeeignetes Wissen auch anwenden zu können. Das hat vor allem mit einer heute stark veränderten Arbeitswelt zu tun, die ganz andere Anforderungen an Schulabgänger:innen stellt. Zwei Stichworte sind hier Digitalisierung und zunehmende Komplexität. Mehr als reines Schulwissen sind somit Kompetenzen gefragt, mit denen Kinder und Jugendliche ihren eigenen verantwortungsvollen Weg finden und beherzt gehen können.

Ein Schüler sitzt an einem Laptop, auf dem die Desktop-Darstellung einer VR-Umgebung zu sehen ist. Im Hintergrund sind weitere Schüler in ähnlichen Situationen zu erkennen.

Was haben ein Fastfood-Restaurant und Schulen gemeinsam?

Schüler:innen sind zu oft nur Konsument:innen, denen Lernstoff serviert wird. Stattdessen sollte es in Schulen weniger um Inhalte oder “Stoff” gehen, den Schüler:innen in einer bestimmten Zeitvorgabe pauken. Vielmehr stehen sie selbst im Vordergrund: Gefragt sind ihre Fähigkeiten, um die Zukunft verantwortungsvoll mitzugestalten und einen Blick für das große Ganze zu entwickeln. In diesem Sinne lernen Kinder in der Schule für das Leben – und für veränderte Lebenswelten. Hier sind der Klimawandel, geopolitische Machtverschiebungen und die Corona-Pandemie nur drei von vielen Beispielen, die die Notwendigkeiten von Kompetenzen für die Zukunft aufzeigen. Im Sommer hat die Jacobs Foundation eine Studie zu dem Thema “Future Skills” veröffentlicht. Darin werden verschiedene Zukunftsszenarien (am Beispiel der Schweiz) betrachtet und geprüft, inwiefern das Bildungssystem auf diese vorbereiten kann. Wichtige Schlüsselbegriffe sind unter anderem Selbstwirksamkeit, Flexibilität und Vorbilder.

Wortwolke mit Begriffen rund um Zukunftskompetenzen

Was bedeutet das für das Lernen im 21. Jahrhundert?

Auch der OECD Lernkompass 2030 beschreibt die sich ändernde Rolle der Schüler:innen im Bildungssystem: „Sie werden von Teilnehmer:innen, die nach den Vorgaben von Lehrkräften im Unterricht lernen, mit zunehmender Selbstständigkeit zu aktiv Partizipierenden und tragen zur Gestaltung des Unterrichts bei.“ Kurzum: Schüler:innen übernehmen Verantwortung für ihr Lernen. Dabei sind einige Kompetenzen besonders sinnvoll: Sie lernen nicht nur Wissenskompetenz, sondern sie wenden das erworbene Wissen an (Handlungskompetenz), am besten systematisch (Methodenkompetenz). Sie sollten Informationen zudem gegeneinander abwägen können (Urteilskompetenz) und im besten Fall nicht nur für sich, sondern gemeinsam arbeiten können, zum Beispiel in Gruppen (Sozialkompetenz). Übrigens ist auch Teil einer guten Sozialkompetenz, die eigene Inkompetenz anzuerkennen – eben wenn man etwas noch nicht kann.

Das 4K-Modell des Lernens

Das sogenannte 4K-Modell, englisch: 4C, geht zurück auf die US-amerikanische Initiative P21 – Partnership for 21st Century Learning. Zu dieser haben sich Fachleute aus Wirtschaft, Bildung und Politik zusammengeschlossen, um über Bildung im digitalen Zeitalter nachzudenken. Mit den 4K haben sie erstmals die sogenannten „vier Kompetenzen für das 21. Jahrhundert“ beschrieben – Kreativität, Kollaboration, Kommunikation und kritisches Denken. Diese sollen Schüler:innen als Grundlage für selbstständiges Lernen dienen und sie vor allem besser auf eine Arbeitswelt vorbereiten, in der sich immer mehr immer schneller ändert. 2013 stellte das Bildungsdirektorat der OECD das Modell auf der Digitalmesse re:publica vor – so gelangte „4K“ in die deutsche Bildungsdebatte. Der Ansatz ist in Deutschland aber durchaus nicht unumstritten: Bis heute wird vor allem die Frage kontrovers diskutiert, ob und wie viel Einfluss Wirtschaftsorganisationen auf Bildung und Lehre nehmen sollen. Wie stark sollte sich Bildung überdies an den (vermeintlichen) Erfordernissen der Arbeitswelt ausrichten?

Unser Fokus: Student Agency & Co-Agency

Für Teach First Deutschland bedeutet gute Bildung, dass jedes Kind in der Schule die Möglichkeit erhält, Zukunftskompetenzen zu erwerben, die es dazu befähigen, sein Leben selbstbestimmt zu gestalten, seine Potenziale zu entfalten und zu Leadern – das bedeutet für uns zu Gestalter:innen in unserer Gesellschaft – zu werden. Kinder und Jugendliche sollen sich dabei als handelnde Akteur:innen ihres Lebens verstehen und neben fachlichen Inhalten vor allem das Lernen selbst lernen.

Aus pädagogischer Sicht sprechen wir hier von Handlungs- und Gestaltungskompetenz (Student Agency). Schüler:innen, die sich als handelnde Akteure ihres eigenen Lernens verstehen, werden auch immer wieder „lernen zu lernen“ – eine unschätzbare Fähigkeit, die sie ihr ganzes Leben lang nutzen können. „Student Agency“ hilft außerdem bei der Identitätsbildung und trägt zur Entwicklung eines Zugehörigkeitsgefühls der Schüler:innen bei.  

Darüber hinaus übernehmen unsere Fellows gemeinsam Verantwortung (Co-Agency): Sie setzen auf den proaktiven Aufbau von interaktiven, sich gegenseitig unterstützenden Beziehungen – mit Eltern, Lehrkräften, kommunalem Umfeld, außerschulischen Akteuren.

Diese Kontakte helfen den Lernenden dabei, ihre Ziele besser zu erreichen. Ganz praktisch heißt das: Statt bloßes Fachwissen aufzunehmen, das ihnen von Erwachsenen vermittelt wird, werden die Schüler:innen von unseren Fellows dabei begleitet, Verantwortung für die Gestaltung des eigenen Bildungswegs zu übernehmen. Fellows – und immer mehr Lehrkräfte – werden so zu Lernbegleiter:innen.

Unterstützung durch Themenschwerpunkte

Mit aktuell drei thematischen Schwerpunkten fördern wir die Kompetenzerweiterung von Schüler:innen:

Digitale Bildung

Wir helfen Kindern und Jugendlichen dabei, Medien kreativ und reflektiert zu nutzen und mitzugestalten. Unsere Digifellows stärken die Medienkompetenz von Kindern und Jugendlichen – und bereiten sie auf die digitale Arbeitswelt vor.

Demokratiebildung

Eine lebendige und starke Demokratie braucht Beteiligung. In Projekten wie „Verfassungsschüler“ erleben junge Menschen, was sie politisch bewegen und durch ihr Engagement verändern können.

Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE)

Die Zukunft mitgestalten – als Mitglied einer Generation, die Verantwortung übernimmt. Wie das geht, erfahren Schüler:innen auf unterschiedlichen Wegen bei unseren Fellows. Dabei lernen die Kinder und Jugendlichen auch, nachhaltige Lösungen von nicht nachhaltigen zu unterscheiden.

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