28. März 2024

Die Bedeutung von Beziehungsarbeit in der Bildung: Mehr als nur ein Nice-to-have

"Frau Mela (Name geändert) ist die beste Lehrerin - sie macht keinen Unterschied zwischen uns."

Das sagte eine Schülerin, als ich sie für unseren Instagramkanal interviewte.

In unserem Leadership-Programm betonen wir immer die Bedeutung akademischer Leistungen für den Schulabschluss unserer Schüler:innen. Gleichzeitig legen wir mit unseren Fellows großen Wert auf Beziehungsarbeit. Beziehungsarbeit bedeutet, Schüler:innen zu vermitteln, dass sie mehr sind als nur ihre Noten oder Schulfächer. Es geht darum, ihnen das Gefühl zu geben, wertvoll zu sein, auch wenn ihre Antworten nicht immer richtig sind, und sie dazu zu ermutigen, es erneut zu versuchen. Und es geht darum, sie darin zu begleiten, Empathie, Kreativität und Kooperation zu erfahren.

Doch wie wichtig ist Beziehungsarbeit wirklich?

Ist sie unerlässlich oder nur eine nette Zugabe, da Lehrende hauptsächlich für die Lehre zuständig sind?

In den letzten Monaten haben wir viel über die Pisa-Studie und das schlechte Abschneiden deutscher Schüler:innen gehört. Dabei wird oft vernachlässigt, wie wichtig die Beziehung zwischen Lehrkräften und Kindern wie auch Jugendlichen ist. Doch auch dazu gibt uns Pisa Aufschluss: Schüler:innen, die eine größere Unterstützung von ihren Lehrer:innen wahrnehmen, erzielen beispielsweise im Durchschnitt höhere Lesepunktzahlen, unabhängig vom sozioökonomischen Profil der Schüler:innen und Schulen. 

 
 
Fellow und zwei Grundschüler im Chemie-Projekt
Grunschüler mit Fellow - Beziehungsarbeit ist von Bedeutung

Die Begeisterung der Lehrkraft und die Förderung des Leseengagements sind die Methoden, die am stärksten (und positivsten) mit der Freude der Kinder und Jugendlichen am Lesen verbunden sind, nachdem der sozioökonomische Status, die Leseleistung und andere Methoden berücksichtigt wurden.

Durch diese positiven Effekte auf die Einstellungen der Schüler:innen ist die Unterstützung durch Lehrkräfte auch indirekt mit akademischem Erfolg verbunden. Schüler:innen, die von einer unterstützenden Umgebung profitieren, sind stärker in schulische Aktivitäten eingebunden, was es ihnen wiederum ermöglicht, auf höherem Niveau abzuschneiden.

Welche Rolle spielt Beziehungsarbeit in Deutschland?

Wir rangieren auf Platz 34  von 43 im Hinblick auf die positive Unterstützung der Lehrkräfte für Schüler:innen. Wir könnten jetzt versuchen die Schuldfrage zu stellen, aber das führt in (hyper-)komplexen Systemen selten zu einer Lösung. 

Stattdessen sollten wir die positiven Auswirkungen eines wertschätzenden Umgangs sowohl auf Schüler:innen als auch auf Lehrkräfte betrachten und versuchen, diesen zu einer Normalität und nicht zur Ausnahme werden zu lassen.

Eine Reportage von SZ Plus mit dem Titel „Keinen Bock auf Schule“ berichtet über Referendare, die für gute Stimmung und Lachen im Klassenzimmer kritisiert werden, von strengen Seminarleitungen, Prüfungsangst und dem mitleidigen Blick der Kollegen, die sagen: „Da mussten wir alle durch.“

Doch müssen da wirklich alle durch? Wir glauben: Nein. Durch wertschätzendes Feedback, die Schaffung von Entwicklungsmöglichkeiten und die Unterstützung von angehenden Lehrern können wir eine positive Atmosphäre im Schulalltag schaffen.

Der Ton macht die Musik – diese Weisheit scheint in der (Aus-)Bildung oft verloren gegangen zu sein.

Wir setzen uns für eine wertschätzende und potentialorientierte Arbeitsatmosphäre für Kinder, Jugendliche, Referendar:innen, Lehrkräfte und Schulleitungen ein.

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