Wir verspielen unser Potenzial – jetzt die Bildungskrise meistern
Unsere Gesellschaft steht vor gewaltigen Aufgaben und generationsüberschreitenden Herausforderungen. Diese sind auch Folgen der Klimakrise und der politischen Unruhen und Kriege der letzten Jahrzehnte. Wenn wir das alles meistern wollen, müssen alle mit anpacken. Vor allem aber brauchen wir gut ausgebildete Kinder und Jugendliche, die als Entscheider:innen und kluge Köpfe die Gesellschaft von morgen mitgestalten. Hierfür tragen die Erwachsenen von heute die Verantwortung.
Generation Armut
Doch genau hier liegt das Problem: Statt über Bildungsgerechtigkeit allen die gleichen Chancen zu ermöglichen, leben wir in einem Land, in dem jedes Jahr rund 50.000 junge Menschen die Schule ohne Abschluss verlassen. Die Folge: Keine Altersgruppe in unserem Land ist so gefährdet wie die 18- bis 24-Jährigen. Rund ein Viertel der Armutsgefährdeten sind unter 25. Dabei spielt der Bildungsabschluss eine elementare Rolle: Menschen mit einer guten Bildung steigern ihre Chancen signifikant schneller und dauerhafter in den Arbeitsmarkt eingebunden zu sein, sie sind in ihrem weiteren Leben flexibler und verfügen über höhere Entfaltungsmöglichkeiten.
Außerdem wissen wir, dass sie durchschnittlich gesünder sind und eine höhere Lebenserwartung haben als geringer Gebildete. Sie zeigen eine höhere Resilienz und bringen sich deutlich häufiger und intensiver in soziale und politische Prozesse ein.
Das Bittere: Die jungen Menschen haben ihr Schicksal nicht selbst in der Hand. Denn in Deutschland entscheiden nicht Stärken, Schulbildung oder Lehrkräfte über ihre Zukunft. Vielmehr sind es Faktoren wie das Einkommen der Eltern, die Herkunft und damit einhergehend der Mangel an Unterstützung auf dem Bildungsweg. Kurz: Bildungserfolg wird in Deutschland zumeist nachweislich vererbt. Das belegen auch internationale Studien.
PISA 2022: Keine Verbesserung erkennbar
Die Ergebnisse der letzten PISA-Studie aus dem Jahr 2022 zeigen: Die deutsche Bildungspolitik hat es nicht geschafft, dem Ungleichgewicht von sozialer Herkunft und der Kompetenzentwicklung von Kindern und Jugendlichen wirksam entgegenzuwirken. Dieses scheint sich im Gegenteil noch weiter zu verstärken. Im internationalen Vergleich ist vor allem der Zusammenhang von sozialer Herkunft und (mangelnder) Lesekompetenz besonders ausgeprägt. Und: Knapp 30 Prozent der Jugendlichen an nichtgymnasialen Schularten erreichen nur Leistungen auf den untersten Kompetenzstufen.
Unsere Gesellschaft hat es in der Hand
Wenn wir so weitermachen, verlieren wir die Ideen und Potenziale von Millionen von Menschen in unserer Gesellschaft! Aber was, wenn ausgerechnet eine:r von ihnen die Lösungen für unsere drängendsten Probleme kennt – jedoch keine Stimme hat? Es ist höchste Zeit, die Bildungsmisere in Deutschland zu meistern. Anders als die globalen Krisen ist diese hausgemacht. Wir haben es gemeinsam in der Hand, diese zu bewältigen. Je mehr dabei mithelfen, desto besser.
Teach First Deutschland tritt als Organisation dafür ein, dass alle Kinder und Jugendlichen in Deutschland eine gute Bildung erfahren – unabhängig von ihren Startbedingungen. Dafür arbeiten Fellows mit Schüler:innen gemeinsam daran, statt des vorgezeichneten Bildungswegs den für sie bestmöglichen zu gehen. Sie begleiten sie in Kernfächern, geben ihnen Mut und Selbstvertrauen durch gemeinsame Projekte und helfen ihnen dabei, ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen.
Für das Leben lernen
Wissensvermittlung ist dabei nur eines von vielen Zielen. Auch Kinder und Jugendliche mit schwierigeren Startbedingungen sollen Verantwortung für sich und andere übernehmen können. Grundlegende Fähigkeiten und Haltungen wie Motivation, Zuversicht, eine positive Selbstwirksamkeitserwartung und ein positives Selbstbild helfen ihnen dabei. Bereits über 110.000 Kinder und Jugendliche konnten seit 2010 von der Unterstützung durch unsere Fellows profitieren. Dabei lernen sie insbesondere die notwendigen Kompetenzen, die ihnen auch in Zeiten der Digitalisierung und in einer sich rasch ändernden Welt ein erfülltes (Berufs-)Leben ermöglichen sollen (Link zur Quelle).
21st Century Skills: Kompetenzen für die Zukunft
Der gesellschaftliche Wandel im digitalen Zeitalter stellt Schulen vor zahlreiche Herausforderungen. Um Kinder und Jugendliche fit für das 21. Jahrhundert zu machen, ist zum Beispiel die digitale Grundbildung nur eine von mehreren relevanten Kompetenzen. In Zeiten von Social Media und Fake News ändern sich auch die Anforderungen des Arbeitsmarktes. Gefragt sind neben kritischem Denken und Reflexionsfähigkeit Problemlösungskompetenz, Eigeninitiative und Kreativität. Im OECD Lernkompass 2030 sind diese Kompetenzen näher beschrieben, zudem wird hier ein Rahmenkonzept für zukünftiges Lernen entwickelt.
Zwei Jahre lang schaffen Fellows die erforderlichen Lernangebote und setzen sich für Kinder und Jugendliche ein. Im Anschluss engagieren sich viele von ihnen als Alumnae:i mit ihrer Expertise in einem weltweiten Netzwerk für mehr Bildungsgerechtigkeit und eine bessere Welt – schließlich kennen sie jetzt alle Hürden, die es für Kinder im deutschen Bildungssystemen zu überwinden gilt. Damit wirken sie doppelt: direkt bei den Schüler:innen und im Bildungssystem.
Zusammen noch stärker
Gemeinsam und gut vernetzt lässt sich mehr erreichen, das gilt nicht nur für Fellows und Alumnae:i. Auch wir als Organisation stehen in engem Austausch mit den Bundesländern, mit zahlreichen Bildungsinitiativen sowie auf internationaler Ebene in einem starken Netzwerk in 61 Ländern. Und wir suchen Mitstreiter:innen, die aktiv werden wollen, ob als Fellow, als Partnerschule oder als Spender:in. Hilf mit, Leben positiv zu verändern – setz Dich mit uns für gerechte Bildungschancen ein!