Bildungskrise in Berlin: Senat gefährdet erfolgreiches Programm für benachteiligte Schüler:innen
Die Situation für Berliner Schüler:innen und Schulen in sozial herausfordernden Stadtteilen bleibt weiterhin kritisch. Der Berliner Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch fehlt anscheinend der politische Wille, das seit über 15 Jahren bewährte Fellow-Programm von Teach First Deutschland (TFD) in Berlin fortzuführen. Statt dieses mit den vom Bund bereitgestellten Mitteln aus dem Startchancen-Programm zu unterstützen, werden die ohnehin überlasteten Schulen in herausfordernden Umfeldern jetzt in die Pflicht genommen, die Finanzierung zu übernehmen. Mit dem Modell „Sonstige Lehrkraft“ hat der Senat eine Maßnahme beschlossen, die in Berlin de facto das Ende eines der erfolgreichsten Bildungsprogramme für benachteiligte Kinder und Jugendliche bedeutet.
Ab 2025 steht das Fellow-Programm in Berlin ohne gesicherte Finanzierung da. Die bisherige Förderung über den Europäischen Sozialfonds lief bereits Ende 2023 aus und der Senat hatte die benötigten Mittel für die Fortsetzung des erfolgreichen Programms lediglich bis Ende 2024 zur Verfügung gestellt. Ab 2025 zeigt der Berliner Senat keine Anstalten, die Finanzierung entweder aus dem eigenen Haushalt oder über das milliardenschwere Startchancen-Programm des Bundes ausreichend zu sichern. Anstatt eine tragfähige, zukunftsorientierte Lösung zu schaffen, wird die Verantwortung erneut von der Politik auf die Schulen und die Zivilgesellschaft abgewälzt. Damit steht die Zukunft von Berliner Schüler:innen auf dem Spiel, die ohne die Unterstützung der Fellows kaum eine Chance haben werden, ihren Schulabschluss zu erreichen oder einen Ausbildungsplatz zu finden.
Der einzige Vorschlag des Senats führt zu einer zusätzlichen Belastung für die Schulen: Diese sollen die Fellows künftig aus ihren ohnehin knappen Budgets als sogenannte „Sonstige Lehrkräfte“ finanzieren. Eine Maßnahme, die kaum umsetzbar ist und besonders Schulen in benachteiligten Umfeldern, die ohnehin am Limit arbeiten, vor unlösbare Herausforderungen stellt. Vor allem betroffen sind die Fellows von Teach First Deutschland, die an diesen Schulen eine unverzichtbare Unterstützung bieten. Sollte der Senat nicht rasch handeln und das Modell grundlegend überarbeiten, droht aber der Verlust genau dieser Fellows an Berliner Schulen. Dies hätte verheerende Folgen für die Bildungs- und Zukunftschancen der Schüler:innen, die ohne diese zusätzliche Förderung häufig keine Perspektive haben.
„Die Fellows von Teach First Deutschland sind für unsere Schule unverzichtbar. Sie leisten wertvolle Arbeit dort, wo die Not am größten ist."
Schulleiterin einer Berliner Partnerschule von Teach First Deutschland
„Der Senat verspricht viel, doch die Realität sieht anders aus“, kritisiert die Schulleiterin einer Partnerschule von Teach First Deutschland im Berliner Süden. „Die Fellows von Teach First Deutschland sind für unsere Schule unverzichtbar. Sie leisten wertvolle Arbeit dort, wo die Not am größten ist. Das Modell des Senats schafft jedoch nur neue Probleme, anstatt praktikable Lösungen zu bieten.“
„Es ist unfassbar, dass der Senat sehenden Auges das Ende eines der erfolgreichsten Bildungsprogramme Berlins riskiert“, sagt Nina Middelkamp, Geschäftsführerin von Teach First Deutschland. „Anstatt auf bewährte Konzepte zu setzen, wird ein Modell eingeführt, das weder praktikabel ist noch den dringendsten Bedürfnissen der Schulen gerecht wird. Leidtragende sind – wie so oft – diejenigen, die am wenigsten dafür können: Kinder und Jugendliche mit ohnehin erschwerten Startbedingungen. Diese Entscheidung legt ihnen noch mehr Hindernisse auf den Weg in eine erfolgreiche Zukunft. Das ist, gelinde gesagt, eine völlig vermeidbare Katastrophe.“
Forderungen von Teach First Deutschland
- Sofortige Überarbeitung der Rahmenbedingungen: Der Senat muss gewährleisten, dass das Modell „Sonstige Lehrkraft“ so gestaltet wird, dass Schulleitungen handlungsfähig bleiben und die Fellows ihre wichtige Arbeit fortsetzen können.
- Dringende finanzielle Absicherung: Der Senat muss die Finanzierung des Fellow-Programms entweder aus dem eigenen Haushalt oder über das Startchancen-Programm des Bundes sicherstellen, um die wertvolle Unterstützung an den Schulen aufrechtzuerhalten.
- Verantwortung der Politik: Es ist an der Zeit, dass die Senatorin Katharina Günther-Wünsch die Verantwortung für die Bildungsbedingungen in Berlin übernimmt und eine nachhaltige Lösung findet, die den Bedürfnissen der Schüler:innen gerecht wird und deren Chancen auf einen erfolgreichen Abschluss und eine gute berufliche Perspektive verbessert.
Die aktuelle Situation darf nicht länger auf dem Rücken der Schwächsten ausgetragen werden. Es ist entscheidend, dass der Senat und Senatorin Katharina Günther-Wünsch jetzt handeln, um die Zukunft der Kinder und Jugendlichen in Berlin zu sichern.
Teach First Deutschland (TFD) setzt sich als gemeinnützige Bildungsorganisation dafür ein, dass alle Kinder und Jugendlichen unabhängig von ihren Startbedingungen gute Bildung erfahren. Dafür sind Hochschulabsolvent:innen verschiedener Studienrichtungen für zwei Jahre als Fellows bundesweit an Schulen in herausfordernden Umfeldern im Einsatz. Immer wieder entscheiden sich Absolvent:innen unseres Leadership-Programms für einen Quer- oder Seiteneinstieg in eine Laufbahn als Lehrkraft.
Kontakt
Astrid
Große-Korolczuk
Head of Communication & Mobilization
Oliver
Keinath
Manager Public Affairs
Das könnt ihr tun: Schreibt euren Abgeordneten!
Ihr seid in Berlin? Dann schreibt eure Abgeordneten an und macht sie auf diese kritische Situation aufmerksam. Jede Stimme zählt! Alle Abgeordneten findet ihr auf der Seite des Berliner Parlaments.
Unser Vorschlag für das Anschreiben:
Betreff: Unterstützung für das Fellow-Programm von Teach First Deutschland
Sehr geehrte/r [Name des/der Abgeordneten],
ich möchte Sie auf die prekäre Lage des Fellow-Programms von Teach First Deutschland aufmerksam machen, das seit 15 Jahren einen unverzichtbaren Beitrag an Berliner Schulen leistet – besonders für Kinder und Jugendliche mit schlechten Startbedingungen. Ab 2025 droht das Programm aufgrund fehlender Finanzierung durch den Berliner Senat eingestellt zu werden. Der politische Wille, diese wichtige Bildungsorganisation über den Berliner Haushalt oder das Startchancen-Programm des Bundes zu sichern, fehlt bislang.
Ich bitte Sie, sich im Abgeordnetenhaus für den Erhalt des Programms einzusetzen. Die Zukunft unserer Schüler:innen und die Bildungslandschaft in Berlin stehen auf dem Spiel.
Mit freundlichen Grüßen
[Dein Name]