Was Klimaschutzbildung mit Bildungsungerechtigkeit zu tun hat

Stell dir vor, wir lernen in der Schule, wie wir die Welt mitgestalten können. Wie wir unsere Zukunft selber in die Hand nehmen und mitbestimmen können, was für uns ein gutes Leben ist und wie wir dieses erreichen. Wir lernen, lokal zu handeln und global zu denken. Und wir lernen sogar, nicht nur im System klarzukommen, sondern unsere Zukunft sowie die unserer Mitmenschen selber zu gestalten und die Erde zu einem lebenswerten Ort zu machen. Nur eine Illusion?

Keineswegs. Bildungstheorien wie Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE), Klimaschutzbildung und Globales Lernen verfolgen dieses Ziel. Und obwohl BNE theoretisch in Rahmenlehrplänen verankert und dadurch in Schulen verpflichtend ist, sieht die Praxis oft anders aus: Fächerkorsett, mangelnde Ausbildung von Lehrkräften und fehlende Bildungs(r)evolution. Was bereits an Gymnasien eine untragbare Realität ist, wird an Schulen in sozio-ökonomischen Umfeldern nochmals prekärer. Der Druck, den klassischen Stoff durchzubringen, unterbesetzte Lehrkollegien und fehlende auf die Zielgruppe angepasste Materialien führen dazu, dass es den Schulen nicht gelingt, diese wichtigen Zukunftsthemen systemisch zu bedienen.

Das hat vor allem Folgen für die Schüler:innen: Sie lernen zu wenig darüber, wie sich die Klimakrise auf ihr Leben auswirken wird und wer für die Klimakrise verantwortlich ist. Ohne Grundlagenwissen und Möglichkeiten zur eigenen Meinungsbildung können sie nicht an der gesellschaftlichen und politischen Debatte rund um die Klimakrise teilhaben. Es erstaunt daher nicht, dass bei Klimaprotesten mehrheitlich Menschen aus privilegierten Schichten anzutreffen sind.

Zwei Schüler stehen nebeneinander vor einem Whiteboard, auf dem das KlimaChallenges-MiniChallenges Plakat hängt. Die beiden Schüler schauen sich lächelnd an, während einer einen Beutel mit verschiedenen Materialien in den Händen hält, aus dem der andere gerade etwas rausholt
Eine Person blättert in einem Kochbuch, im Hintergrund auf dem Tisch liegt ein geschlossenes Buch namens "Die Vielfalt der Natur" und die Verpackung einer Solarlampe
Zwei Schüler:innen stehen vor einem Whiteboard, auf dem das KlimaChallenges-MiniChallenges Plakat hängt, und greifen nach den kleinen Zetteln mit den MiniChallenges, die darauf kleben. Einer der beiden Schüler:innen schaut dabei lächelnd die andere an.
Eine Schülerin umarmt eine Erdkugel mit beiden Armen und lächelt direkt in die Kamera

Mit dem Projekt „KlimaChallenges – Lass einfach machen“ wollen wir dieser Ungerechtigkeit gemeinsam mit unserem Partner BildungsCent e. V. entgegenwirken. Im Projekt haben wir praxisorientierte Unterrichtsmaterialien entwickelt, die zum Handeln animieren und gleichzeitig eine kritische Reflexion der heutigen Lebensrealität anstoßen. Außerdem führen wir anwendungsorientierte Workshops für Fellows zur Bildung für nachhaltige Entwicklung mit dem Schwerpunkt Klimaschutz durch und schaffen Raum für dieses relevante Thema. Über diesen niedrigschwelligen Zugang können Fellows zeigen, dass Klimaschutzbildung an allen Schulen machbar ist.

Deckblatt des Praxisheftes KlimaChallenges - Lass einfach machen!

Praxisheft für Schulen und Bildungseinrichtungen

Unser Ziel ist es, Schüler:innen für das Thema Klimaschutz zu begeistern und sie aktiv an Klimaprojekten zu beteiligen, die ihr Selbstbewusstsein und ihre soziale Teilhabe stärken. Gemeinsam mit BildungsCent e. V. haben wir euch in diesem Praxisheft Tools, Tipps und Anleitungen für konkrete Klima-Aktionen zu verschiedenen Themenbereichen zusammengestellt.

Jedoch muss für Klimaschutzbildung eine gute Basis geschaffen werden. Denn die wirksamsten Schutzmaßnahmen erfordern, dass wir Menschen unseren Alltag radikal ändern – auf individueller und gesellschaftlicher Ebene. Um hinter diesen Veränderungen zu stehen, selber Lösungen zu finden und sich für eine gerechte Gesellschaft einzusetzen, ist ein anderes Lernen als das der letzten Jahrzehnte nötig. Dieses andere Lernen ist BNE: Mit einer interaktiven, projektbasierten und Lernenden-zentrierten Pädagogik erwerben Schüler:innen wichtige Zukunftskompetenzen. Sie reflektieren den Zustand der heutigen Lebenswelt (kritisches Denken), sie entwickeln eigene Projekte (Kreativität), die sie durch die Komplexität mit anderen zusammen planen und umsetzen (Kollaboration). Sie teilen ihre Erkenntnisse mit anderen (Kommunikation) oder wenden sich mit ihren Forderungen an die Politik (Teilhabe). All dies führt dazu, dass Schüler:innen sich zu eigenständigen und sozialen jungen Erwachsenen entwickeln, die sich ihrer Selbstwirksamkeit bewusst sind.

Während wir weiter am Bildungssystemwandel arbeiten, bringen wir das neue Lernen schon in die Schulen – mit Klimaschutzbildung als Ziel und BNE als Weg.

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