Der nationale Bildungsbericht ist erschienen. Was wir dort lesen, ist für uns – wie für so viele Bildungsorganisationen – keine News: Bildung in Deutschland ist immer noch ungerecht! Die Bildungschancen hängen hierzulande viel zu stark von der sozialen Herkunft und sind „ein riesiges Dauerproblem“ laut Prof. Dr. Kai Maaz, Direktor des DIPF.
Die Kerninformationen aus dem nationalen Bildungsbericht bestimmen unser Alltagsgeschäft in der Teach First Deutschland Community und zeigen, wie schlecht es um das deutsche Bildungssystem steht und wie ungerecht es noch immer ist. Die Herausforderungen durch fehlende Prozesse in der Governance, Personalmängel in allen Bildungsbereichen und die finanzielle Schieflage sind zum Großteil strukturell gewachsene Missstände.
Nationaler bildungsbericht - was ist das?
Der nationale Bildungsbericht berichtet alle zwei Jahre über den aktuellen Stand und die Herausforderungen des deutschen Bildungssystems von der frühkindlichen Bildung bis zur Erwachsenenweiterbildung. Erstellt wird er von einer Gruppe unabhängiger Wissenschaftler:innen unter Federführung des Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation.
Was braucht es, um mit den Herausforderungen umzugehen?
Der nationale Bildungsbericht belegt viele Misstände, wie unsere Fellows sie in ihrem Alltag an Schulen im herausfordernden Umfeld erleben, mit Zahlen. Was es aus unserer Sicht braucht, um den zukünftigen Herausforderungen zu begegnen und für mehr Bildungsgerechtigkeit zu sorgen, lest ihr hier.
Wenn wir uns die Korrelationen von Herkunft und Bildungschance angucken, ist es ein Dilemma zu lesen, dass die Zahl der Schüler:innen ohne Abschluss seit 2021 bis 2023 von 224.850 wieder auf 249.790 gestiegen ist. Allein im Jahr 2022 steigt der Anteil der Schulabgänger:innen ohne Abschluss seit Corona auf 6,9%. Die Zahlen greifen jedoch keine Jugendlichen auf, die während des laufenden Schuljahres abbrechen, weshalb die tatsächliche Abrecher:innenquote noch höher geschätzt wird. Umso wichtiger ist es daher, genau jetzt Kinder und Jugendliche an Schulen in herausfordernder Lage gezielt an den Übergängen in ihrer Selbstwirksamkeit, den Basiskompetenzen und den Zukunftskompetenzen zu stärken.
Der Trend zeigt, dass der Bedarf an Personal in der Sekundarstufe I, an Schulen in herausfordernder Lage wächst; Genau dort, wo der Mangel bereits heute spürbar ist. Das Bildungssystem konkurriert mit anderen Berufsfeldern und benötigt einen systemischen Bewusstseinswandel, um Strukturen der Lehrkräftebildung zeitgemäß zu gestalten und Entwicklungsperspektiven für pädagogisches Personal zu ermöglichen. Ein Blick in die Wahlergebnisse der Europawahl oder auf die Jugendstudie 2024 reicht aus, um zu verstehen, dass es an Schulen mehr als nur fachbezogenen Unterricht braucht. Benötigt werden heute mehr denn je multiprofessionelle Teams, die in der Gesamtheit alle aktuellen Herausforderungen im Schulalltag bewältigen. Dazu zählen Fachkräfte der Sonderpädagogik, aber auch Schulverwaltungsassistenzen und Schulgesundheitskräfte.
Der Anteil an Quer- und Seiteneinsteiger:innen nimmt aufgrund der Personallage an den Schulen zu. Die vielfach diskutierte Gefahr der Deprofessionalisierung sehen wir bei einer qualitativ hochwertigen Qualifizierung und Begleitung im Quer-/Seiteneinstieg nicht. Im Gegenteil sehen wir das Potenzial in der Aufstellung multiprofessioneller Teams. Genau das ist unser Anspruch bei Teach First Deutschland. Wir monitoren die Vielfalt an Zugangs- und Qualifizierungsmöglichkeiten für Quer-/Seiteneinsteiger:innen der einzelnen Bundesländer für potenzielle Anschlussmöglichkeiten unserer Fellows. Fellows wirken ihrem Einsatz dann auf nur in Gesellscnur nach ihrem Einsatz an Schulen in herausfordernder Lage.
Zahlen, Zahlen, Zahlen! Es braucht, wie die Autor:innengruppe des nationalen Bildungsberichts schreibt, systematische Wirkungsmessungen, um darauf ausgerichtet politische Entscheidungen zu treffen. Das Startchancen-Programm macht es vor. Denn hier steht allem voran eine datenbasierte Wirkungsmessung, die von Beginn an Zielformulierungen ins Programm einschließen. Es sollte hierbei jedoch nicht bei einer Ausnahme bleiben, sondern den Weg bereiten für eine Standardisierung von fundierten, individuellen Lernstandserhebungen.
Welche Veränderung im Bildungssystem braucht es deiner Meinung nach? Nimm gleich Kontakt mit uns auf und lass uns gemeinsam dafür sorgen, dass das deutsche Bildungssystem endlich gerechter wird.
Jetzt Kontakt aufnehmen:
Tino Dschietzig verantwortet als Head of Public Affairs die Zusammenarbeit zwischen Teach First Deutschland und den Bundesländern.