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Natalie Rappert
„Ich bin unglaublich dankbar, viele mutmachende Geschichten erlebt zu haben!“
Emmanuel Wenzel
„Dort, wo Lernen kultiviert werden soll, erscheint das Ausprobieren wie ein Paartanz mit dem Scheitern oder Gelingen als Notwendigkeit.“
Lisa Dziobaka
„Einmal mehr habe ich gemerkt, wie sehr du ein Anker im Leben dieser jungen Menschen sein kannst und zum Teil auch musst.“
Laura Korock
„Ich hätte sicher nicht studiert, würde jetzt promovieren oder hätte nicht die ein oder andere Hürde genommen ohne diesen Rückhalt.”
Jens Becker
„Man stelle sich vor, was alles passieren kann, wenn über 800 Alumni:ae […] regelmäßig zusammenkommen, um […] Bildungstransformation machen!”
Susanne Braun
„Wir sollten immer eine kleine Schule mit uns mitnehmen, weil ich glaube, dass wir immer offen sein sollten, Neues zu lernen – egal wie alt oder wo wir sind.”
Alli Kamalanathan
„Nur Bündnisse haben genug Macht, um Nachhaltige Veränderungen herbeizuführen und diskriminierende Strukturen abzubauen”
Daniel Gyamerah
„Nicht zuletzt ist man […] näher an dem, was los ist, am Puls dessen, was Jugendliche bewegt.”
Anne Julia Köster
„Eine großartige Möglichkeit, ihre Erfahrungen aus dem Fellow-Einsatz mit der wissenschaftlichen Perspektive beruflich zu kombinieren”
Christoph Max
„Nach seinem Teach First Deutschland-Einsatz war klar: Er ist Lehrer, Schule sein Ding, Zufriedenheit findet […] er beim Unterrichtsflow.”
Hamburg | Fellowjahrgang 2014-2016
Natalie Rappert: Der tolle Nullpunkt
„Ich bin unglaublich dankbar, viele mutmachende Geschichten erlebt zu haben!“
Natalie, wie war Deine Zeit im Anschluss an den Felloweinsatz ?
Mir war erst einmal unklar, was als Nächstes folgen sollte. Mit einem Koffer an neuen Skills, Erfahrungen und Ideen reiste ich zunächst drei Monate durch die USA, führte Design Thinking Workshops in Unternehmen durch, coachte als Psychologin, unterstütze TFD punktuell beim Rekrutierungsprozess und bastelte weiterhin gemeinsam an einem Konzept für die MUT Academy, die aus unserem Hamburger 2014er-Fellowprojekt „MUT Camp“ entspringen sollte.
Angestoßen von meinem damaligen TFD-Mentor, wagte ich 2017 zudem den Quereinstieg ins Referendariat an einer Berufsschule und bildete Erzieher:innen in den Fächern „Kinder- und Jugendhilfe“ sowie „Gesellschaft, Organisation und Recht“ aus. Statt mich danach jedoch verbeamten zu lassen, ging ich Vollzeit zurück ins eigene Unternehmen, das mittlerweile 2018 von uns gegründet worden war. Mein Herz lag einfach doch dort. Hier begleitete ich Jugendliche beim Übergang von der Schule in den Beruf und hatte die großartige Möglichkeit, die Personal- und Ehrenamtsabteilung kreativ aufzubauen. Entwicklungsgespräche führen mit Mitarbeitenden, Fortbildungen und Teambuildings kreieren, Rekrutieren und Trainieren von Ehrenamtlichen, Leiten von MUT Camps – das alles war nun mein Arbeitsalltag.
2021 nahm ich dann – mit einem Zuschuss von TFD – beim Coaching und Personal Development Retreat „The Arc“ teil, was mir neue persönliche Erkenntnisse schenkte und wo ich weitere Alumni:ae aus anderen Jahrgängen intensiv kennenlernen durfte.
Momentan (Juni 2023) befinde ich mich nach einer Stammzellenspende an eine krebskranke Frau in einer Umbruchphase – „der tolle Nullpunkt“ würde die siebzigjährige Griechin auf der Insel Hydra sagen, bei der ich vor Kurzem ein einwöchiges 1:1-Coaching machte.
Ich habe nämlich den (nicht ganz einfachen) Schritt gewagt und die MUT Academy verlassen. Losgelassen. Ich bleibe zwar als Gesellschafterin mit Herz und in einer Beratungsfunktion dabei, dennoch ändert sich meine alltägliche Rolle. Es ist ein bestätigendes Gefühl zu wissen, dass das eigene Unternehmen auf stabilen Beinen steht und ich all meine operativen Aufgaben anderen motivierten Menschen übergeben konnte.
Was hat Dir der Einsatz persönlich gegeben?
Ich bin unglaublich dankbar, viele mutmachende Geschichten erlebt zu haben. Der Einsatz gab mir die Chance, mich einfach auszuprobieren und daran zu wachsen – auch beim Konzipieren und Durchführen der MUT Camps. Nach dem ersten Camp dachte ich noch: „Nie wieder!“. So vieles war schiefgelaufen, hatten wir nicht mitbedacht. Heute – bald 10 Jahre später – sehe ich immer noch die vielen Anpassungen, die durch genau diese Erkenntnisse entstanden, und bin dankbar dafür, dass wir diese Fehler gemacht haben und den MUT hatten, nicht aufzugeben. Menschen motivieren, trainieren, führen, Konzepte in die Realität umsetzen, produktiv zusammenarbeiten, pitchen – das sind alles nur Auszüge von dem, was ich mitnehmen durfte. Niemals hätte ich vor dem Einsatz gedacht, dass ich Unternehmerin werden würde.
Das größte Geschenk natürlich: Die Menschen, mit denen ich die Fellowzeit und das Danach zusammen erleben durfte. Wir haben uns gegenseitig gestärkt, sind teils enge Freund:innen geworden – und natürlich konnte ich auch viel von den Kindern und Jugendlichen lernen.
In welcher Form engagierst du dich heute weiter im Bereich Bildung?
Aktuell organisiere ich mit Philipp Arlt das erste TFD-Arc-Nachtreffen in Berlin. Wir lieben es, Menschen zusammenzubringen, die sich wertschätzen und eine gemeinsame Vision haben. Als Gesellschafterin der MUT Academy engagiere ich mich ganz konkret weiterhin im Bildungsbereich. Zudem nehme ich regelmäßig an Events der Teach First Community (TFC) teil. Inwiefern ich meine Passion des Schreibens und der Kinderlieder mit dem Thema Bildung verbinden werde, steht noch aus.
Welche konkreten Veränderungen stößt Du als Alumna an?
Die größte Veränderung bleibt das Gründen der MUT Academy, indem wir Jugendliche beim Übergang von der Schule in den Beruf begleiten, sie empowern und die Selbstwirksamkeit in den Mittelpunkt rücken – Räume schaffen, in denen das überhaupt möglich ist! Mir wird häufig gespiegelt, dass ich sehr gut darin sei, Menschen zu motivieren, Neues zu wagen, um zu wachsen und sich besser kennenzulernen, sei es im Ehrenamt oder bei Persönlichkeitsseminaren etc. Damit werde ich wohl nie aufhören, denn das macht mir Spaß.
Bei TFC nehme ich immer gerne ehemalige Schüler:innen mit, zum Beispiel Ebru, die ich unterrichtete, als sie 11 war und die heute mit 21 ehrenamtlich bei der MUT Academy und als Sozialpädagogische Assistenz in einer Kita arbeitet und ihre wertvolle Sicht zum Thema Bildung immer wieder einbringt. – Was jetzt noch alles bei mir kommen wird, ist unklar. Time will tell.
Dresden | Fellowjahrgang 2019-2021
Emmanuel Wenzel: Produktive Narrenfreiheit & Mut zum Scheitern
„Dort, wo Lernen kultiviert werden soll, erscheint das Ausprobieren wie ein Paartanz mit dem Scheitern oder Gelingen als Notwendigkeit.“
Emmanuel, wie ging es nach deinem Felloweinsatz weiter?
Genau dort, wo ich aufgehört habe – allerdings in einer anderen Rolle. Ich hatte das große Glück, an meiner ehemaligen Einsatzschule als Seiteneinsteiger in den Fächern Gemeinschaftskunde/ Rechtserziehung, Ethik und Informatik weiterwirken zu dürfen. Ein neues Abenteuer in einer Schule, deren Kultur, Philosophie und Belegschaft mich bis heute begeistert sowie herausfordert.
Was hast du persönlich aus dem Einsatz mitgenommen?
Produktive Narrenfreiheit. Als Fellow genoss ich ein hohes Maß an Vertrauen durch meine Schulleitung sowie Kolleg:innen, man begegnete mir stets mit Offenheit und Geduld. Dinge liefen, andere gingen schief. Aber es gab Bewegung, was immer besser ist als Resignation oder Stillstand. Denn dort, wo Lernen kultiviert werden soll, erscheint das Ausprobieren wie ein Paartanz mit dem Scheitern oder Gelingen als Notwendigkeit. Die Lust und Schrittfolgen zu diesem Tanz habe ich während meines Einsatzes entdeckt. So tanze ich noch heute, denn das Thema Bildung ist eine kontinuierliche Aftershowparty.
Was bringt dir das heute, etwa mit Blick auf den Umgang mit Herausforderungen oder ein großes lebenslanges Netzwerk?
Der Mut zum Scheitern ist für mich nach wie vor die Grundlage einer persönlichen sowie beruflichen Weiterentwicklung. Eigene Fehler erden und sensibilisieren für den Wert einer authentischen, gleichzeitig wertschätzenden Feedbackkultur. Steckt der Kopf in einer mentalen Sackgasse, hilft das Fliegen mit Vogelperspektive. Und Fellows können fliegen, gerne auch im Schwarm. Diese Schwarmintelligenz ist nicht nur ein informatives und produktives Netzwerk, sondern auch ein Safe Space für Inspiration und Wertschätzung – bildungsgerechtes Zwitschern auf Höchstniveau.
Wie engagierst du dich heute weiter im Bereich Bildung?
Unserer Schule ist Teil eines bundeslandweiten Schulentwicklungsprojektes für Diversität, und ich bin ein Teil des schulinternen Entwicklungsteams, was das Große im Kleinen erprobt. Neben meinem täglichen Wirken als Lehrer unterstütze ich meine Schule in der Öffentlichkeitsarbeit und versuche je nach Anfrage und Bedarf, nützlichen Input in diverse Bildungsveranstaltungen zu bringen.
Wie stößt du als Alumnus Veränderungen ganz konkret an?
Gegenwärtig wirke ich in kleinen Schritten daran mit, unser regionales Alumninetzwerk zu etablieren. Aus den kleinen sollen große Schritte werden. Mit diesem Momentum möchte ich zudem versuchen, Projekte zu rehabilitieren, die damals der Pandemie zum Opfer gefallen sind – dazu zählt ein mehrtägiges Bildungsspiel-Camp.
Bochum | Fellowjahrgang 2019-2021
Lisa Dziobaka: Leadership ist mehr als Führen
„Einmal mehr habe ich gemerkt, wie sehr du ein Anker im Leben dieser jungen Menschen sein kannst und zum Teil auch musst.“
Wie ging es nach deinem Felloweinsatz weiter?
Ich habe viele weitere Organisationen kennenlernt, die sich genau wie TFD für mehr Bildungs- und Chancengerechtigkeit einsetzen. Dabei ist mir besonders die gemeinnützige Organisation „ArbeiterKind.de“ aufgefallen. Da ich selber die Erste aus meiner Familie bin, die studiert hat und ArbeiterKind.de genau Menschen wie mich auf dem Weg zum Studium, durch das Studium und darüber hinaus unterstützt, war ich dort genau richtig. Ich arbeite dort nun als Bundeslandkoordinatorin von NRW-West und betreue, koordiniere und unterstütze die zahlreichen Ehrenamtlichen der Organisation in NRW. Mit einem tollen Team setze ich um, was nötig ist, um in NRW noch mehr für Schüler:innen und Studierende der ersten Generation bewirken können.
Wie hast du persönlich von dem Einsatz profitiert?
Der Fellow-Einsatz hat mich mutig gemacht. So wie wir gelernt haben, Schüler:innen beizubringen, an sich zu glauben und Mut zur Veränderung zu haben, habe ich dies auch noch einmal für mich persönlich gelernt. Nicht nur meine Schüler:innen, sondern auch ich habe mich weiterentwickelt. Durch das Programm wurden wir dabei in vielen einzelnen kleinen Schritten unterstützt, die am Ende zu einem großen Ganzen wurden.
Was bringt dir das heute?
Besonders durch das Leadership-Stipendium habe ich gelernt, wie ich eine gute Führungskraft sein kann. Leadership ist aber weit mehr als nur Führen. Es ist Begleiten, Unterstützen, Mut machen, Vorbild sein und vieles mehr. Das hilft mir sehr in meiner Arbeit mit den vielen engagierten Ehrenamtlichen bei ArbeiterKind.de.
Das Netzwerk von TFD zieht sehr weite Kreise. Da ich weiterhin im Bildungsbereich arbeite, begegnen mir immer wieder ehemalige Fellows. Es erleichtert mir die Arbeit enorm, weil uns der Einsatz alle immer noch sehr verbindet, unabhängig vom Jahrgang. Wir alle haben das Ziel, für mehr Bildungsgerechtigkeit zu sorgen, und blicken in dieselbe Richtung.
Ich glaube, eine der größten Herausforderungen während meines Einsatzes war der plötzliche Umgang mit Corona. Es mussten unfassbar schnell viele Lösungen zu zahlreichen Problemen gefunden werden. Ich konnte nicht alles lösen, aber ich war für meine Schüler:innen da und habe sie durch diese Zeit, so gut es ging, begleiten können. IEinmal mehr habe ich gemerkt, wie sehr du ein Anker im Leben dieser jungen Menschen sein kannst und zum Teil auch musst. Dadurch habe ich noch mehr Respekt vor dem Lehrberuf bekommen.
Und heute? Wie engagierst du dich aktuell im Bereich Bildung?
Ich erzähle meine Geschichte. Ich erzähle, wie ich es als Arbeiterkind zu Abitur und Studium geschafft habe. Ich kann weiterhin Vorbild sein und Mut machen, den eigenen Weg zu gehen.
Und wie gelingt es Dir konkret, als Alumna Veränderungen anzustoßen
Durch meine derzeitige Stelle habe ich zahlreiche Kontakte zu Hochschulen und Universitäten. Mir ist wichtig, dort auf das Thema Diversität mit Blick auf soziale Herkunft aufmerksam zu machen.
Dresden | Fellowjahrgang 2020-2022
Laura Korock: Mit Sport und Unterstützer:innen jede Hürde nehmen
„Ich hätte sicher nicht studiert, würde jetzt promovieren oder hätte nicht die ein oder andere Hürde genommen ohne diesen Rückhalt.”
Laura Korock bezeichnet sich selbst als soziale Aufsteigerin. Sie wuchs in Chemnitz auf und ist seit 2013 immer wieder an anderen Orten zu Hause. Heute lebt sie in Flensburg, wo sie einen Master in “International Management Studies” an der Europa-Universität Flensburg absolvierte. Dass sie dort nun auch als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für internationales Management und ökonomische Bildung in der Abteilung Arbeits- und Organisationspsychologie arbeitet und zum Thema „Humor im Arbeitskontext“ promoviert, verdankt sie Menschen, die an sie geglaubt haben: „Ich hatte und habe das Glück, dass mich Schlüsselpersonen damals beraten, gefördert und gepusht haben. Ich hätte sicher nicht studiert, würde jetzt promovieren oder hätte nicht die ein oder andere Hürde genommen ohne diesen Rückhalt.“ Und das motivierte sie, am Leadership-Programm von Teach First Deutschland teilzunehmen: “Ich bin damals Fellow geworden, um meine Erfahrungen und eben genau diese Unterstützung, die für mich damals so wichtig war, weitergeben zu können.“ In ihrem Felloweinsatz in Dresden übernahm sie den Schulkiosk ihrer Vorgängerin und bot neben Unterrichtsbegleitung in den Fächern Mathe, Englisch und Deutsch auch Prüfungsvorbereitung und Nachhilfe an. Auch als Alumna setzt sich Laura weiterhin für Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichgeit ein. Deshalb hält sie die Augen und Ohren für Möglichkeiten offen, sich auch abseits von ihrem derzeitigen Hauptberuf weiter ehrenamtlich in diesem Bereich zu engagieren. Der Jugend- und Sportbereich liegt ihr dabei besonders am Herzen.
Einblicke in Lauras Projekt: Bike over Borders
Hamburg | Fellowjahrgang 2020-2022
Jens Becker: New Work und Innovation an Schule bringen
„Man stelle sich vor, was alles passieren kann, wenn über 800 Alumni:ae [...] regelmäßig zusammenkommen, um [...] Bildungstransformation machen!”
Zum Ende seines Studiums wollte Jens nicht den „klassischen“ Weg als Wirtschaftsingenieur einschlagen und hatte Lust auf etwas anderes. Da entdeckte er das Teach First Fellowship. Schule anders machen, neu denken und gleichzeitig eine Herausforderung wagen, das sprach ihn an! Einfach mal Wirtschaftsingenieur in der Schule sein. Das machte er dann als Fellow 2020 in der Stadtteilschule Hamburg-Wilhelmsburg. Schnell merkte er, da stimmt etwas nicht: In seiner bisherigen Blase und Wirkungswelt veränderte sich alles recht schnell. New Work und VUCA waren omnipräsent. Doch im Lehrerzimmer: Papierstapel, Druckablagen und Einzelarbeitsplätze, frei nach dem Motto: New Work, Old School!
In den zwei nachfolgenden Fellowjahren verfestigte sich das Bild immer mehr, dass viele herausfordernde Probleme, die Jens versuchte zu lösen, immer wieder in verschiedenen grundsätzlichen Fehlern im Bildungssystem endeten. Mit Ida Kretschel schrieb er daher folgenden Artikel: „System Bugs – Welche Systemfehler finden sich in unserem Bildungssystem?“ .
Jens setzt sich nun als Alumnus weiterhin für die Transformation und die Gerechtigkeit im Bildungssystem ein. Ganz konkret bedeutet das Communityaufbau bei der Teach First Community e.V., bei der er nun Geschäftsführer ist. “Denn man stelle sich vor, was alles passieren kann, wenn über 800 Alumni:ae mit 13 Jahren Teach First Deutschland Fellowerfahrungen regelmäßig zusammenkommen, um Bildungsthemen zu diskutieren, sich zu vernetzen und dann Bildungstransformation machen!” Jens ist überzeugt, dass es bereits viele Lösungen gibt und diese nur an Schule gebracht und umgesetzt werden müssen. Innovation heißt für ihn nicht, dass das Rad neu erfunden werden muss:
- Warum nicht einfach den FREIDAY oder das Projekt Herausforderung einführen
- Oder eine Praxisquote/Quote für außerschulischen Unterricht?
- Oder Freiraum für Vernetzung mit anderen Schulen und Bildungsinitiativen im Stadtteil schaffen?
- Oder Schule ganz neu denken:
- von Schüler:innen aus, statt von Fächern?
- Und Frontalunterricht – ein Auslaufmodell?
Dresden | Fellowjahrgang 2018-2020
Susanne Braun: Als Dialogpartnerin Vorbild sein
„Wir sollten immer eine kleine Schule mit uns mitnehmen, weil ich glaube, dass wir immer offen sein sollten, Neues zu lernen – egal wie alt oder wo wir sind.”
Hallo Susanne, erzähl uns doch kurz etwas über dich und was du hier beim Alumni-Summit machst?
Ich bin Alumna von Teach First Deutschland und arbeite selbstständig als Moderatorin und Theatermedienpädagogin. Ich bin im Orga-Team des Alumni:ae-Summits in Dresden mit dabei und habe ihn zusammen mit noch sieben weiteren Leuten gewuppt.
Was ist das Besondere an diesem Alumni:ae-Summit?
Das Besondere ist, dass wir wieder analog einen Ort bespielen, uns treffen dürfen und ganz passend zu unserem Thema „Out of Space“ auch ein bisschen Festivalfieber verbreiten.
Wie seid ihr auf das Motto gekommen?
Wir sind bei einer Kreativ-Session darauf gekommen und hatten den Wunsch, viel Freiraum zu geben, damit sich begegnet werden kann. „Out of Space“ bietet die Möglichkeit, weit zu denken. Reisen im Weltall oder das Erkunden von neuen Welten oder neuen Galaxien ist derzeit in aller Munde, zumindest ging es uns so. Wir fanden deswegen, dass es ein passendes Thema ist, um zum einen in die Zukunft zu blicken, aber auch um zu schauen, was im Hier und Jetzt passiert. Wir haben Input an Workshops geplant und „Fellow Classics“ wie Barcamp-Sessions. Gleichzeitig hat man Zeit, um einfach mal einen Kaffee zu trinken, ins Gespräch zu kommen und sich auszutauschen.
Worauf freust du dich am meisten bei diesem Summit?
Ich freue mich darauf, dass sich die Menschen hier begegnen und dass wir uns austauschen können. Ich freue mich aber auch sehr auf die Workshops. Und ich freue mich auf den Livepodcast „Nach der großen Pause“, der auch nachträglich noch gehört werden kann, für alle die, die beim eigentlichen Auftakt und beim eigentlichen Summit nicht dabei sein konnten.
Was bedeutet es für dich, Alumna zu sein?
So wie ich waren alle Alumni:ae zwei Jahre lang an einer Schule unterwegs. Ich glaube, das schafft einen ganz besonderen Spirit. Man weiß sofort, dass die Leute etwas ähnliches durchgemacht haben wie man selbst. Man begegnet sich und hat einfach von Anfang an großes Vertrauen, dass man einen wunderbaren Menschen auf der anderen Seite hat, mit dem man ins Gespräch gehen kann.
Bei Teach First Deutschland sprechen wir viel von Leadership, welche Rolle haben da die Alumni:ae?
Die Alumni:ae können ein wunderbares Sprachrohr sein, um zu zeigen, was schon cool ist und noch besser ginge – auch bei Teach First Deutschland, sowohl für das bestehende Netzwerk als auch für die nachkommenden Fellows.
Wenn es hier bei dem Summit um die Zukunft geht, wie möchtest du dann, dass die Gesellschaft von morgen aussieht?
Ich wünsche mir, dass die Gesellschaft von morgen mehr Mut hat, in die Diskussion zu gehen. Damit meine ich, dass wir nicht nur immer diese extremen Pole haben, auf deren Seiten wir stehen, sondern dass wir uns auch dazwischen bewegen, und den Mut haben, zu diskutieren, ins Gespräch zu gehen und auch aus dem Gespräch mit einem „I agree to disagree“ rauszugehen.
Und welchen Beitrag kannst du ganz persönlich dazu leisten?
Indem ich selbst als Dialogpartnerin Vorbild bin und ins Gespräch gehe, auch zu Themen, die Reibung erzeugen.
Warum wolltest du Fellow werden?
Ich hatte vorher schon an der Schule als Theatermedienpädagogin gearbeitet. Für mich war dann das Leadership-Programm von TFD ausschlaggebend und der Input, den es dazu gab.
Was heißt Leadership für dich?
Dialogisch zusammenarbeiten und lernen.
Du warst sehr lange auch an der Schule als Fellow und Schule hat eher einen schlechten Ruf: Warum ist deiner Meinung nach Schule trotzdem ein attraktiver (Arbeits-)Ort?
Schule ist deswegen ein attraktiver Ort, weil es ein Ort zum Lernen ist. Ich hoffe, dass nicht nur Kinder und Jugendliche meinen, dass sie der einzige Ort zum Lernen ist, sondern, dass die Schule etwas ist, das wir immer weiter in uns tragen, auch wenn wir ins Leben und in den beruflichen Alltag gehen. Wir sollten immer eine kleine Schule mit uns mitnehmen, weil ich glaube, dass wir immer offen sein sollten, Neues zu lernen – egal wie alt oder wo wir sind.
Dresden | Fellowjahrgang 2018-2020
Alli Kamalanathan: Antidiskriminierungs- und Empowermentarbeit
„Nur Bündnisse haben genug Macht, um Nachhaltige Veränderungen herbeizuführen und diskriminierende Strukturen abzubauen!”
Die Fellowzeit bei Teach First Deutschland prägte Alli so sehr, dass sie entschied, im Bildungsbereich zu bleiben – jedoch erst nach einer Pause. Sie reiste ein Jahr durch die Welt und kam mit vielen Fragen zu Privilegien zurück. Das bewegte sie, sich ehrenamtlich in der Antidiskriminierungs- und Empowermentarbeit zu engagieren. Beruflich arbeitete sie in der außerschulischen Bildungsarbeit und gab Workshops zu den Themen Berufsorientierung und Persönlichkeitsentwicklung an Schulen. Die Wünsche nach Bildungsgerechtigkeit und größerem Impact, führten sie letztendlich zu einem Pilot-Projekt. Als Antidiskriminierungsbeauftragte arbeitete sie zwei Jahre an einer Schule in Berlin-Wedding. Eine bis dato unbekannte und undefinierte Stelle – ein Novum, bis heute. In dieser Zeit setzte sie sich stark für diskriminierungskritische Schulentwicklung ein, mit dem Ziel, dass diskriminierende Strukturen an Schulen abgebaut werden (müssen). Aus der Überzeugung, dass nur Bündnisse genug Macht haben, um nachhaltige Veränderungen herbeizuführen, baute sie diverse Netzwerke in diesem Bereich auf. Da Schule ein komplexes und rigides System ist, entschied sie sich umzuorientieren und sich in der Zivilgesellschaft zu engagieren.
Ihrem Herzensthema Antidiskriminierungsarbeit im Bildungsbereich ist sie treu geblieben. In diesem Rahmen koordiniert Alli ein Netzwerk aus Schulen und Zivilgesellschaft zu dem Thema diskriminierungskritische Schulentwicklung und entwickelt zusammen mit verschiedenen Akteur:innen ein Projekt dazu.
Hauptberuflich ist sie im Bereich Bildungsinnovation bei Education Innovation LAB tätig. Dieser Think & Do Tank schreibt sich eine grundlegende Transformation der Bildungssysteme auf die Fahne. Dafür schaffen sie im engen Austausch mit Expert:innen, Lehrer:innen und Schüler:innen Lernumgebungen, die kritisches Denken und aktives Gestalten für eine nachhaltige Zukunft ermöglichen. Im Zuge dessen bietet Education Innovation LAB innovative Lernformate für Schulen an.
Dabei ist „Digital Sparks“ ein besonders wichtiges Projekt. „Digital Sparks“ bringt gesellschaftliche Themen in die Schule, indem es eine aktive, kollaborative und kreative Auseinandersetzung mit den Themen in Form von kostenfreien Online-Workshops ermöglicht. Wichtige Themen sind u.a. Diskriminierung, Identität, politische Beteiligung und Kreislaufwirtschaft.
Bisher haben 57 Schulen und über 1650 Schüler:innen teilgenommen. Dass gesellschaftspolitische und aktuelle Themen bis heute kaum Einzug in Schule finden, spiegeln auch die Rückmeldungen der Schüler:innen wider. Education Innovation LAB setzt sich dafür ein, dass Schule neu gedacht wird und der Aufbau von zukunftsrelevanten Kompetenzen ermöglicht wird. Was Education Innovation LAB sonst noch bewegt, kann im Manifest „Zukunft der Bildung“ nachgelesen werden.
Berlin | Fellowjahrgang 2013-2015
Daniel Gyamerah: Von Empowerment und Antidskriminierung
Nicht zuletzt ist man [...] näher an dem, was los ist, am Puls dessen, was Jugendliche bewegt.
Als studierter Politik- und Verwaltungswissenschaftler (BA Uni Konstanz & MA Hertie School of Governance) war Daniel Gyamerah bisher u. a. für die deutsche Botschaft in Accra und das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung tätig. Während seiner Zeit als Fellow war er von 2013-2015 an der Hedwig-Dohm-Oberschule in Berlin/Moabit im Einsatz. Seit 2015 ist er nun bei Citizens For Europe (CFE) und heute als Bereichsleiter für die Themen angewandte Forschung und strategische Beratung in den Bereichen Diversität, Inklusion und Anti-Diskriminierung zuständig.
Doch was Daniel zweifellos noch mehr auszeichnet als seine beruflichen Stationen ist sein Engagement für Schwarze, afrikanische und afrodiasporische Menschen in Deutschland. Seit vielen Jahren ist er bei Each One Teach One (EOTO) e.V. aktiv. Aus dem kleinen Freiwilligenprojekt ist seither eine der größten Empowerment Organisationen in Deutschland entstanden, die Daniel heute als Vorstand begleitet. Each One Teach One ist ein Community-basiertes Bildungs- und Empowerment-Projekt in Berlin, das u.a. über eine Bibliothek mit über 7.000 Büchern verfügt und auch ein großes Jugendteam hat.
Der Afrozensus führt Daniels gesellschaftliches und berufliches Engagement zusammen: In Kooperation von CFE und EOTO wurde die Umfrage 2019 entwickelt und 2020 und 2021 durchgeführt. Die Ergebnisse sind nun im November 2021 veröffentlicht worden.
Worum geht es dabei?
In Deutschland leben über 1 Million Menschen afrikanischer Herkunft. Bis jetzt gab es über diese Gruppe kaum weitere statistische Angaben. Der Afrozensus ändert das. Es ist die größte jemals durchgeführte Befragung unter Schwarzen, afrikanischen und afrodiasporischen Menschen in Deutschland zu fünf Themenbereichen:
- Engagement
- Diskriminierungserfahrungen in 14 Lebensbereichen
- Anti-Schwarzen Rassismus
- Umgang mit Diskriminierung
- Resilienz und Empowerment
Welche zahlreichen, spannenden Ergebnisse der Zensus erbracht hat, kann hier nachgelesen werden. Ein besonderer Hinweis an dieser Stelle: Kapitel 6.3 Anti-Schwarzer Rassismus im Bildungssystem.
Eine kurze Beschreibung gibt Daniel selbst in diesem YouTube-Video.
Bis heute zehrt Daniel von den Erfahrungen des Schuleinsatzes mit Teach First Deutschland. So sind ihm zufolge Policy Forschungskontexte oft sehr weit weg vom eigentlichen Leben – obwohl er natürlich sehr nah an den Lebenserfahrungen der Community dran ist – weshalb die Schulpraxis sehr lehrreich war. Bei Teach First Deutschland war das vor allem die direkte Arbeit mit Menschen und das gemeinsame Lernen in alle Richtungen, leider aber auch die Erkenntnisse darüber, welche Erfahrungen die Kinder auch an den Einsatzschulen mit Rassismus machen. Diese Erfahrungen prägen Daniels Arbeit bis heute und sind wertvoll für sein gesellschaftliches Engagement. Darüber hinaus war es laut Daniel eine unglaubliche Bereicherung, in die Lernprozesse eintauchen zu können und über den Beziehungsaufbau das entstehende Level an Vertrauen zu sehen und darüber die Kinder nochmal anders begleiten zu können. Und nicht zuletzt ist man außerdem näher an dem, was los ist, am Puls dessen, was Jugendliche bewegt.
Wir wünschen Daniel viel Erfolg mit seinen zukünftigen Vorhaben und verfolgen gespannt den Impact, den sein Engagement in Deutschland haben wird. Das breite Medienecho, das der Afrozensus bekommen hat, stimmt zuversichtlich.
Berlin | Fellowjahrgang 2019-2021
Anne Julia Köster: Forschung und Bildung
Eine großartige Möglichkeit, ihre Erfahrungen aus dem Fellow-Einsatz mit der wissenschaftlichen Perspektive beruflich zu kombinieren.
Anne hat sich schon vor ihrem Fellow-Einsatz intensiv mit den Themen Kultur, Bildung und Migration auseinandergesetzt und ist – nicht nur wissenschaftlich – viel herumgekommen. Nach ihrem Bachelor in Social and Cultural Sciences an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder), schloss sie hier auch den Master in Intercultural Communication Studies ab. In dieser Zeit trugen sie ihre Forschungen nach Frankreich, in die USA, nach Brasilien, Indien, Neuseeland und mehrfach nach Mexiko.
Dabei fand sie zusätzlich die Zeit, sich vielfältig ehrenamtlich zu engagieren, u. a. bei Model United Nations, als Bloggerin bei Was bildet ihr uns ein? e.V. und als Workshopgeberin bei arche noVa e.V., der CUiB Educational Game Group und KATE e.V.
Und auch beruflich war Anne immer rund ums Thema Wissenschaft und Bildung aktiv. Beispielsweise als wissenschaftliche Mitarbeiterin im mexikanischen Bildungsministerium und am Institute for Educational Management in Zug in der Schweiz sowie als Assistentin im Auswärtigen Amt für den Bereich International Diplomats Trainings.
2019 bis 2021 wagte sie dann den Sprung ins kalte Wasser der Bildungs-Praxis in Vollzeit an der Berliner Gretel-Bergmann-Gemeinschaftsschule, um Schüler:innen u. a. im Bereich Deutsch als Zweitsprache zu unterstützen. Für sie eine herausfordernde, vor allem aber sehr lehrreiche Zeit – persönlich wie beruflich.
Heute arbeitet Anne am DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation in Berlin bei Schule macht Stark (SchuMaS) – einem Projekt zur Stärkung von Schulen in herausfordernden Lagen. Eine großartige Möglichkeit, ihre Erfahrungen aus dem Einsatz mit der wissenschaftlichen Perspektive beruflich zu kombinieren. Wenn Sie mehr zu diesem Projekt erfahren wollen, folgen Sie diesem Link oder sprechen Sie Anne einfach mal über das Teach First Deutschland-Netzwerk an.
Wir freuen uns, Anne bei dieser Gelegenheit sehr herzlich zur erfolgreichen Verteidigung ihrer PhD Thesis (summa cum laude!) gratulieren zu können! Wozu sie geforscht hat? Natürlich zum Thema Bildung: Diversity-sensitive Education for Native Migrants in Mexico.
Sie engagiert sich im Moment auch für Computers For All e.V., den sie zusammen mit Teach First Fellows des Jahrgangs 2019 gegründet hat.
Heidelberg | Fellowjahrgang 2012-2014
Christoph Max: Lehrer auf Umwegen
Nach seinem Teach First Deutschland-Einsatz war klar: Er ist Lehrer, Schule sein Ding, Zufriedenheit findet [...] er beim Unterrichtsflow.
Für Christoph Max war es nach seinem Teach First Deutschland-Einsatz an der Gregor-Mendel-Realschule Heidelberg (2012-2014) klar: Er ist Lehrer, Schule sein Ding, Zufriedenheit findet und erlebt er beim Unterrichtsflow. An der benachbarten Geschwister-Scholl-Schule begleitete er dankbarerweise noch einmal zwei Jahre als Teach-on-Fellow Jugendliche durch Mathe- und Englischprüfungen und begann parallel dazu ein Lehramtsstudium an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. Nach seinem Einsatz arbeitete er als Lehrer für Mathematik an einer Berliner Sekundarschule (2017-2019). Für eine sichere, längerfristige berufliche Perspektive fehlte einzig die formale Qualifikation, Seiteneinstieg war ihm als Jurist verwehrt. Aber Christoph nahm den kurvigen Weg gerne an, wechselte noch einmal für zwei Jahre vom Lehrer zum Studenten und schloss sein Lehramtsstudium im vergangenen Oktober ab. Seit Februar absolviert er seinen Vorbereitungsdienst an jener Schule, an der er sich nach eigenen Worten „als Fellow und als Lehrer gefunden hat“.
Besonders freut sich Sonja Köpke, Geschäftsführerin von Teach First Deutschland, über diesen Werdegang, denn: „Das war sein Traum, den er bei seinem Abschlussgespräch mit mir geteilt hat. So schön und wahr geworden. Ich freue mich sehr für ihn – und noch mehr für seine Schülerinnen und Schüler.“