18. Oktober 2023

Felloweinsatz mit Familie

Ein persönlicher Erfahrungsbericht

von Helen Schulze, Fellow in Berlin

Als ich im Sommer letzten Jahres meinen Einsatz begann, wurde mein großes Kind eingeschult und meine Tochter war fast zwei Jahre alt und gerade in der Kita eingewöhnt. Gleich zu Beginn stand ich vor der ersten Herausforderung: die Kennenlerntage für die neuen Berliner Fellows vor Schulanfang sollten in Brandenburg und an zwei Tagen inklusive Übernachtung stattfinden. Für mich undenkbar! Nach dem ersten Schrecken, kam die Erleichterung: In der Beschreibung las ich, dass die Übernachtung ein Angebot war und kein Muss und so fuhr ich einfach über Nacht nach Hause – Kein Problem für Teach First Deutschland.

Mit Beginn des Schuleinsatzes konnte ich relativ frei meinen Stundenplan an die Betreuungszeiten meiner Kinder anpassen. Da wir nicht unsere gesamte Arbeitszeit von 40 Stunden als Präsenzzeit in der Schule absolvieren, können wir einen Teil flexibel von zu Hause aus machen. Das ist für mich ein großer Vorteil. Es verlangt zwar im Alltag viel Flexibilität und Organisation, gleichzeitig erlaubt es mir die Vereinbarkeit von Betreuungsverantwortung und Beruf.

Generell habe ich Teach First Deutschland als sehr entgegenkommend und wertschätzend in Bezug auf individuelle Situationen und Herausforderungen erlebt. So konnte ich etwa eine einwöchige Fortbildung, die 4 Stunden von meinem Wohnort entfernt stattfand, nach Absprache aussetzen und stattdessen die Woche an meiner Schule verbringen. In Bezug auf die Fortbildungen und die Zeiten der Fellowtreffen hat sich in den letzten Jahren viel getan, um Familien mitzudenken.

Auch persönlich konnte ich mich schon weiterentwickeln. So habe ich während meines Einsatzes gelernt, klar zu sagen, was ich leisten kann und was mit meiner Situation nicht vereinbar ist. Dafür habe ich ausschließlich positive Rückmeldung bekommen. Teach First Deutschland nimmt das sehr ernst, setzt Änderungen um, und ist daran interessiert Lösungen zu finden, wo es – wie bei Fortbildungen – noch Verbesserungsmöglichkeiten mit der Vereinbarkeit gibt.

Der Fellow-Einsatz verlangt einem viel ab. Das sollte besonders Personen mit Betreuungsverantwortung klar sein. Meiner Meinung nach lohnt sich der Einsatz als Fellow trotzdem sehr und ist gut machbar. Wir werden mit Herausforderungen nicht alleine gelassen, entwickeln uns persönlich weiter und der Umgang innerhalb der Organisation und mit den anderen Fellows ist sehr konstruktiv, wertschätzend und menschlich. Es gibt sogar ein Netzwerk, in dem sich Fellows mit Betreuungsverantwortung, regelmäßig austauschen, unterstützen und gemeinsam mit Teach First Deutschland die Vereinabrkeit noch weiter verbessern.

Tipps für andere Eltern - von Fellows für Fellows

  • Termine für Fortbildungen und Co. frühzeitig einplanen
  • kurze und lange Arbeitstage einrichten und die Betreuung der Kinder danach organisieren
  • in Abstimmung mit Schulleitung und Trainer:innen familiäre Belange im Schulalltag berücksichtigen
  • 4-plus-1-Modell nutzen, d.h. 4 Tage vor Ort an der Schule arbeiten und einen Tag im HomeOffice/Büro
  • eigene Zeit gut einteilen und auch Auszeiten für sich schaffen
  • „Mental Load“ für die schulischen Belange (Planung, etc.) mit berücksichtigen
  • Perfektionismus hinten anstellen
  • ein freundliches „Nein“ zu sich und zu anderen wirkt Wunder
  • Austausch mit anderen Eltern-Fellows (auch schon vor dem Einsatz), um sich gegenseitig zu ermutigen und Tipps zu geben
  • Vor- und Nachbereitungszeiten können außerhalb der Schule stattfinden

Über Helen

Helen ist seit Sommer 2022 Fellow an der Herbert-Hoover-Schule in Berlin. Dort begleitet sie ihre Schüler:innen auf dem Weg zum Mittleren Schulabschluss. Vor Ihrem Felloweinsatz war sie lange in der Erwachsenenbildung tätig.

Helen Schulze
Jetzt spenden Jetzt bewerben