12. Dezember 2023

Zeig mir deine Stadt – Grundschüler:innen drehen Legefilme

Ein Erfahrungsbericht der Fellows Ariane Schön, Dörte Kallinautzki und Dorothee Schaffrath.

Chemnitz, Dresden und Pirna: Das sind die drei sächsischen Städte, die im Fokus dieses Projektes standen. Ein Fellow-Fellow-Projekt sollte es werden – da waren wir uns einig. Wir, das sind drei Fellows in ihrem zweiten Einsatzjahr an der Grundschule. Wir fragten uns:

Wie können wir die Schüler:innen der drei Grundschulen miteinander vernetzen?

Welche Kontaktmöglichkeiten gibt es?

Ist es möglich, mit Grundschulkindern einen Film zu drehen?

Wie wäre es mit einem Legefilm?

Unser Ziel war es, die Schüler:innen in ihrer Eigenständigkeit zu stärken. Sie sollten maßgeblich an der Umsetzung des Projektes beteiligt werden und ein Gemeinschaftsgefühl innerhalb ihrer Schule und über die eigene Stadtgrenze hinaus erleben.

Ein weiterer Schwerpunkt bestand darin, die Medienkompetenz der Grundschüler:innen zu stärken. Im Mittelpunkt stand die praktische Arbeit mit digitalen Medien durch das Herstellen von Videos und Legefilmen. Ein Begrüßungsfilm und ein gemeinsames Treffen als Highlight: Das waren unsere Ideen.

Voller Enthusiasmus begannen wir mit der Planung. Wir wählten Projektmanagementtools aus, gewannen Lehrkräfte als Partner, erstellten eine Zeit-/Reihenplanung und Material und beschäftigten uns mit den technischen Voraussetzungen. Nach der langen Planungsphase konnte endlich die Umsetzung beginnen.

Der Begrüßungsfilm

In Chemnitz, Dresden und Pirna begannen die Schüler:innen mit der Arbeit am Begrüßungsfilm.

„Was sind deine Hobbys?“ oder „Was würdest du auf eine einsame Insel mitnehmen?“ – diese und weitere Fragen beantworteten die Kids in den kurzen Filmen. Sie zeigten gezeichnete Selbstporträts und nannten ihre Namen, ihre Interessen, Wünsche und Dinge, die ihnen wichtig sind. Gar nicht so einfach, vor einer Kamera zu stehen und sich vorzustellen…

Die Filme wurden untereinander ausgetauscht und die Kinder der drei Städte lernten sich bereits digital kennen.

Kinderhände legen einen Film

Der Legefilm

Nach einer kurzen Einführung zur Legetechnik begannen wir mit der inhaltlichen Arbeit. Ein Wochenarbeitsplan gab den Schüler:innen eine Übersicht zu den Arbeitsschritten, den Aufgaben und Arbeitsformen.

Die Schüler:innen überlegten gemeinsam: Was ist typisch für meine Stadt? Was ist mir dort wichtig? Was möchte ich den anderen Kindern von meiner Stadt zeigen?

Neben Sehenswürdigkeiten wurde das Schwimmbad, Spiel- und Bolzplätze, das Fußballstadion, aber auch Einkaufsmöglichkeiten und Bubble Tea-Läden genannt.

In Gruppen ging die Recherche weiter. Die Kinder verfassten Texte und schrieben das Storyboard. Es entstanden zahlreiche selbst gezeichnete Bilder und Icons.

 

Nachdem alle Materialien und das Storyboard erstellt waren, begann der Filmdreh.

Die Schüler:innen entschieden gemeinsam über die Aufgabenverteilung:

Wer ist der/die Sprecher:in?

Wer legt oder schiebt die Bilder rein und raus?

Wer bedient die Technik?

Wie bei einem realen Filmset gab es vor dem Dreh eine Probe und es waren mehrere Wiederholungen notwendig. Dabei entstanden lustige „Outtakes“.

In jedem Legefilm stellten die Kinder Sehenswürdigkeiten und Freizeitmöglichkeiten ihrer Heimatstädte vor, wobei sie gedruckte und gemalte Bilder vor die Kameralinse schoben und dazu den zuvor geschriebenen Text sprachen. So übten sie den Umgang mit der Technik.

Endlich waren alle Filme „im Kasten“ bzw. auf dem Handy gespeichert. Das Schneiden und Editieren der Filme übernahmen wir Fellows. Dabei hat uns das Tool Canva for Education gute Dienste geleistet.

Legefilm Pirna
Legefilm
Legefilm
Legefilm entsteht
Palais im Großen Gartn Dresden

Kinovorstellung in der Schule und Exkursion nach Dresden

Nun wurde es spannend: Für alle am Projekt beteiligten Kinder und auch ihre Klassenkamerad:innen gab es eine Filmvorstellung, bei der alle Filme angeschaut wurden. Das war eine großartige Einstimmung auf unser Highlight – das gemeinsame „reales“ Treffen in Dresden.

Im Sommer war es dann endlich so weit: die Kinder der aus Chemnitz, Dresden und Pirna besuchten gemeinsam die Stadt Dresden.

Nachdem sich die Kinder über den Begrüßungsfilm digital kennengelernt hatten, begegneten sie sich nun endlich persönlich. Alle trafen sich im Großen Garten in Dresden zur Abschlussveranstaltung. Mit Kennenlernspielen kamen die Kinder und Betreuer:innen in Kontakt und konnten sich auf die gemeinsame Zeit einstimmen.

Die Kinder aus den Partnerschulen wurden auf vier Gruppen aufgeteilt und gingen auf Stadt-Rallye-Tour durch den Großen Garten. Die Rätselfragen basierten auf dem Wissen, das durch die Filme vermittelt wurde.

Einige der Fragen zu den drei Städten waren recht kniffelig. Doch im Team konnten alle Rätsel gelöst werden, sodass jede Gruppe ein Puzzleteil erhielt. Alle Puzzleteile wurden zusammengefügt und führten uns zum „Schatz“ am Eiscafé. Am Ende konnten alle ein leckeres Eis genießen.

Nach dem Projektabschluss reflektierten wir Fellows mit Schüler:innen und Lehrkräften das Projekt und freuten uns über „Glanzmomente“. Einige Kinder sind über sich hinausgewachsen und haben zusätzlich Zeit und Energie in das Projekt gesteckt. Alle waren stolz auf ihre Filme. Sie stellten fest, dass es ziemlich aufwendig ist, einen Film zu drehen und, dass es sich lohnt, durchzuhalten. Auch wir Fellows nehmen zahlreiche Erfahrungen und Erkenntnisse für Folgeprojekte mit.

Beispielsweise könnten die Schüler:innen bei einem anderen Zeitrahmen auch das Schneiden, Bearbeiten und Editieren der Filme übernehmen. „Luft nach oben“ gibt es auch bei der tontechnischen Umsetzung durch bessere Mikrofone und der Vermeidung von Nebengeräuschen. Die Themen Bildrechte, Datenschutz, Persönlichkeitsrecht sind wichtige Bestandteile der Medienkompetenz. Bei Folgeprojekten lohnt es sich, dafür mehr Zeit einzuplanen.

Unserer Meinung nach bietet ein Legefilmprojekt Potenzial für Selbstwirksamkeitserfahrungen und viele weitere Ansatzpunkte, für die selbstbestimmte Arbeit der Schüler:innen sowie die Förderung der Medienkompetenz.

Unser Fazit: Legefilme mit Grundschüler:innen uneingeschränkt empfehlenswert!

Schüler hält ein Puzzleteil der Stadtrallye
Schüler hält Puzzleteil der Stadtrallye
Puzzleteile der Stadtrallye
Care Deutschland Logo

Das Projekt „Zeig mir deine Stadt“ wurde gefördert durch das KIWI-Projekt des Care Deutschland e.V. Wir bedanken uns herzlich für die finanzielle Unterstützung.

Kurzinformation zum KIWI-Projekt: Finanzielle Förderung für Schulprojekte – Mit Empowerment die Selbstwirksamkeit von Schüler:innen stärken. Durch Projektlernen stärkt CARE mit der Förderung von Schulprojekten die Selbstwirksamkeit von Schüler:innen und zeigt damit stärken-orientierte Lernwege auf.

Wir danken zudem dem Verein Pro Fellow e.V. für die finanzielle Unterstützung dieses Projektes. Pro Fellow ist ein gemeinnütziger Verein von ehemaligen Fellows der Bildungsinitiative Teach First Deutschland zur Förderung der Bildung, Erziehung und Chancengerechtigkeit. Wir setzen uns dafür ein, dass jedes Kind unabhängig von seiner sozialen Herkunft seine Talente und Potentiale selbstbestimmt entwickeln kann.

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